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Veränderungen: Kirche gestern, Kirche heute, Kirche morgen

Logo der Pfarrei St. Augustin Coburg
Datum:
Veröffentlicht: 24.11.25
Von:
Albert Renger-Patzsch


Liebe Brüder und Schwestern im Glauben,

wir möchten Sie gerne über einige Dinge unseres Seelsorgebereiches Coburg Stadt und Land informieren. Wir, damit sind gemeint unser Leitender Pfarrer und vielfacher Kirchenverwaltungsvorstand Peter Fischer, das Pastoralteam, und ich als Verwaltungsleiter unseres Seelsorgebereiches.

Zunächst müssen wir alle uns bewusstmachen, was eigentlich unseren Seelsorgebereich umfasst: 

Das sind rund 19.000 Katholiken auf ca. 600 km² (ca. Radius 15 km) in 10 Pfarreien. Der Bereich West mit Seßlach, Autenhausen, Kaltenbrunn, Neundorf und Bad Rodach, der Bereich Mitte / Coburg Stadt mit St. Augustin und St. Marien, und der Bereich Ost mit Ebersdorf, Neustadt und Rödental. 
Diese Pfarreien umfassen rund 30 Kirchen, eine Vielzahl von Pfarrhäusern, Pfarrheimen, weitere Liegenschaften, 8 Kindergärten und 9 Friedhöfe. 
Die rechtliche Abbildung erfolgt durch 19 Kirchenstiftungen und 2 Gesamtkirchengemeinden. 
Dies zieht eine entsprechende Gremienstruktur nach sich in Form von Kirchenverwaltungen, Seelsorgebereichsrat, Pfarrgemeinderäten und Ausschüssen um nur einige Wesentliche zu nennen. Diese Gremien werden getragen durch viele ehrenamtliche Mitarbeiter, unterstützt durch die Verwaltung und in der Gesamtheit dem Leitenden Pfarrer.

Erhebliche Veränderungen in der Kirche kennen Sie alle aus den Medien. Das sind vor allem die immer geringer werdende Anzahl an Gläubigen und Priestern.

Leider machen diese Veränderungen auch vor unserem Seelsorgebereich nicht Halt. Bis 2028 erwarten wir einen weiteren Rückgang der Gläubigen auf rund 18.000 und zum 31.08.25 verlassen uns Pater Peter Uzor und Gemeindereferentin Christine Schweda. Für beide wird es keinen Ersatz geben.

Was bedeutet der Rückgang an Gläubigen und Priestern für unseren Seelsorgebereich, die Pfarreien und Kirchengemeinden?

Zunächst einmal für die Eucharistie: 

Der Seelsorgebereich hat nur noch 3 offizielle Priesterstellen, Pfr. Fischer, Pfv. Stahl und Pfv. Boddu, sowie 2 weitere Priester mit Pfr. Osberger und Pfr. Müller zur Unterstützung, die jedoch im Falle eines Ausscheidens nicht ersetzt werden.  
Auf diesem Gerüst musste eine neue Gottesdienstordnung für den Seelsorgebereich aufgestellt werden, die zu Veränderungen in den Bereichen Mitte und Ost führt und ab 1.7.2025 gelten wird. Diese Ordnung stellt sicher, dass in den Pfarreien Coburg St. Augustin, St. Marien, Rödental, Neustadt und Ebersdorf jedes Wochenende zum festgeschriebenen Zeitpunkt eine Eucharistiefeier stattfinden wird.  
St. Marien wird zukünftig eine Vorabendmesse in Coburg anbieten, samstags um 18:00h, St. Augustin wird die Sonntagsmesse für Coburg um 10:30h anbieten.  
Zusätzlich werden einmal pro Monat eine Eucharistiefeier für alte Menschen im Pflegeheim St. Josef, für Kranke im Klinikum, für Kinder in St. Augustin und eine Eucharistiefeier in Untersiemau stattfinden.
Die Verlagerung einer Eucharistiefeier von der jeweiligen Pfarrkirche in eine Filialkirche ist möglich, sofern die Filialkirche groß genug ist. Zum Beispiel von Rödental nach Dörfles-Esbach.  
St. Elisabeth in Creidlitz und St. Bonifaz in Lautertal werden entfallen. Darauf komme ich später nochmal zurück. 
Über die Eucharistiefeiern hinaus möchten wir gerne ergänzend und regelmäßig Wortgottesfeiern anbieten. Im Westen des Seelsorgebereiches ist das seit vielen Jahren gelebte Praxis, teils mit festen Zeiten und Orten. Das Konzept dazu für Mitte / Ost wird gemeinsam mit unseren Ehrenamtlichen erstellt.

Wir würden uns sehr freuen, diese unausweichlichen Veränderungen auch als Chance zu begreifen, einen weiteren Schritt aus der eigenen Kirchengemeinde hinaus zu machen und die Gottesdienste in Nachbargemeinden und Pfarreien kennenzulernen. In schwierigen Zeiten kann so durch Zusammenrücken Neues entstehen.

Veränderungen betreffen nicht nur unsere Gottesdienste, sondern auch die Finanzen. Rückläufige Zahlen der Gläubigen bedeuten auch weniger Einnahmen für die Kirche. Gleichzeitig steigen die Kosten für Energie, Personal und Unterhalt der Gebäude.  

In vielen von unseren 19 Kirchenstiftungen im Seelsorgebereich überschreiten bereits heute die Ausgaben die Einnahmen. Das heißt, wir riskieren eine Zahlungsunfähigkeit, wenn wir nicht rechtzeitig reagieren.

Dazu kommt das verständliche, aber für uns erschwerende Gebäudekonzept des Erzbistums. Für viele Kirchen, Pfarrheime und Pfarrhäuser werden wir ab sofort keine, oder nur noch sehr geringe Zuschüsse für erforderliche Sanierungen bekommen.

Das bedeutet für uns, wie auch Betriebe in der Wirtschaft und der öffentlichen Hand, sich mit Kostensenkung auseinanderzusetzen. Wir müssen uns zudem überlegen, inwieweit wir uns den Betrieb von manchen Gebäuden noch leisten können. Das betrifft ganz konkret auch Kirchen, so schmerzhaft das sein wird.

Aktuell ist St. Bonifaz in Lautertal im Gespräch zur Übernahme durch die Rumänisch-Orthodoxe Gemeinde Teofana. So schwer das einerseits sein mag, so bietet ein Verkauf an Teofana die Möglichkeit St. Bonifaz als Gotteshaus zu erhalten und eine Profanierung zu vermeiden. In Absprache mit Teofana wäre eine gelegentliche Nutzung durch uns möglich, so wie wir das umgekehrt heute schon mit den Rumänisch Orthodoxen in Neustadt praktizieren.

Über weitere Veränderungen müssen wir in der Organisation nachdenken. Die Vielzahl von Kirchenverwaltungssitzungen, Pfarrgemeinderatssitzungen, Ausschüssen und derer mehr ist in ihrem Umfang nicht mehr zu leisten. Erste Kirchenstiftungen haben mangels Kandidaten keine Kirchenverwaltungen mehr gewählt, die Last auf die Ehrenamtlichen steigt und die Anzahl der notwendigen Sitzungen ist insbesondere für einen Leitenden Pfarrer nicht mehr abbildbar.

So werden wir versuchen, z.B. 

Kirchenverwaltungen zusammenzulegen, und
Ausschüsse für bestimmte Pfarreien zusammenzufassen. 
Dadurch können wir Synergien schaffen, Aufwände in Verwaltung und bei Ehrenamtlichen reduzieren und Kosten senken.

Eucharistie, Finanzen, Organisation – Verknüpfung von Pastoral und Verwaltung – Fit für die Zukunft, so könnte man all dieses zusammenfassen.

Herausforderungen als Motor für Veränderung zu verstehen bietet uns Chancen. Denken wir gemeinsam darüber nach, wie wir zusammenrücken können um im Schulterschluss neue Wege zu erkennen und zu gehen.

Ich habe mich vergangenen Herbst nach Santiago de Compostela aufgemacht und bin im Seelsorgebereich Coburg Stadt und Land angekommen. Ich lade Sie ein, sich gemeinsam mit mir auf den Weg zu machen zur Gestaltung unseres Seelsorgebereiches für die Zukunft. Seien wir neugierig, wohin der Weg uns führt.